Ursula Maria Probst über die Serie „Ahnengalerie“
Auf die Frage, warum Maler malen, hat die Künstlerin Marlene Dumas geantwortet, für sie sei das klar: weil die Welt flach sei. Im Widerspiel zur Theorie des Modernismus hat sich die Malerei laut Marlene Dumas auf etwas außerhalb ihrer selbst zu beziehen: auf die Welt – die Frage besteht bloß darin, wie diese Beziehung aussieht? In ihrem Zyklus „Ahnengalerie“ wählt Hannah Winkelbauer als Referenzfaktor Fotografien der österreichischen Präsidenten der 2. Republik. Das Auswahlverfahren ist konkret: Es sind jene Fotografien, welche als Repräsentation der Staatsmacht zur Amtsperiode des jeweiligen Präsidenten in Klassenzimmern und in den Räumen von Amtsgebäuden fast ausnahmslos und zwingend aufgehängt wurden.
Reflexionen zur Deutung und Bedeutung des gemalten Bildes sind zentral in diesem Zyklus von Hannah Winkelbauer wie sich in einer durchgehenden Ambivalenz zeigt: der Betrachter ist zur Deutung aufgefordert, gleichzeitig wird die Zuerkennung von Bedeutung durch das Aufgreifen von in der Öffentlichkeit präsenten Bildern bzw. Bildern des kollektiven Unbewußten parallelisiert. Konzeptuell durchdacht räumt Hannah Winkelbauer mit dem häufigen Missverständnis auf, dass Repräsentation mit Inhaltlichkeit gleichzusetzen ist. Die Autorität der Bedeutung schwindet im malerischen Prozess, die motivische Vorgabe erzeugt eine Frontalität die exemplarisch auf die photographische und mediale Zurichtung der Welt mit gemalten Bildikonen kontert.
Ursula Maria Probst, Kunstkritikerin/Kuratorin/Künstlerin, März 2008